27.05.2022 – Fuchskarspitze Westgrat (IV-)

Schön abseits von Bad Hindelang liegt das kleine Örtchen Hinterstein, welches Ausgangspunkt für viele lohnende Touren ist. Allerdings meist mit dem Haken, dass ein langer Talhatscher bis zum Giebelhaus ansteht. Es fährt zwar ein Bus vom Ortsende bis zum Giebelhaus, allerdings sind die Zeiten nicht immer optimal für die Tourenplanung. Sehr gerne wäre ich sonst auch schon mal zur Skitour in das Gebiet aufgebrochen aber als Frühaufsteher mit vollem Tagesprogramm fuhren mir die ersten Busse bisher schlichtweg immer zu spät ab.

Und auch diesmal war es nicht ganz optimal. Nachdem wir für 10 € das Parkticket gelöst haben fährt der erste Bus zu dieser Jahreszeit (wo die Tage bekanntlich nahezu am längsten sind) leider erst um 8:15 Uhr. Bergsteigerfreundlich sind wieder das stark überteuerte Parkticket, noch die späten Busfahrzeiten. Übrigens: Der Parkplatz am Ortsende darf nicht über Nacht benutzt werden. Wer also auf den Hütten übernachten will muss weiter vorne parken. Zu dem Thema hat sich der Bad Hindelanger Kristian Rath allerdings auch schon ausführlich ausgelassen: Bergsteigerdorf Hinterstein – War wohl nix!

Mit dem ersten Bus sind wir dann um 8:30 Uhr am Giebelhaus und starten unsere Tour hinein in das Bärgündletal.

Das Wetter passt. Ein paar E-Biker mit ordentlichem Plautzenrucksack überholen uns. Ohne elektrifizierte Mofas wären wir zu Fuß alleine auf dem Weg zum Prinz-Luitpold-Haus. Jedem dem es möglich ist: Nehmt eure Räder mit (Mountainbike oder auch Rennrad). Auch nach dem Giebelhaus geht es zunächst noch 2,7km über den asphaltierten Weg leicht ansteigend hinauf, bevor dann ein Wanderweg in den Wald abzweigt und man das Radl deponieren kann. Dann seid ihr auch unabhängig von den Busfahrplänen.
Durch das Bärgündletal bin ich inzwischen schon einige Male gegangen. Meine Großeltern verbrachten Jahr für Jahr ihren Urlaub in Bad Hindelang und mit 18 war der Hochvogel mein erster „richtiger“ Berg. Landschaftlich lohnt sich auch der Weg zum Prinz-Luitpold-Haus allemal.
Denn hat man den asphaltierten Weg erstmal verlassen fährt das Allgäu voll auf. Saftiges grün auf den Wiesen und in den Wäldern im Tal. Die formschöne Schneck-Ostwand und im Frühsommer auch noch einige Schneefelder und generell jede Menge schöner Wasserläufe.
Das Prinz-Luitpold-Haus steckt noch in den Saisonvorbereitungen und hat noch nicht geöffnet. Dementsprechend ist es den ganzen Tag über außerordentlich ruhig im Gebiet. Die Wanderwege werden gerade frisch markiert und instandgesetzt. Hinter der Hütte erhebt sich das heutige Tagesziel und im Profil ist auch der Westgrat (rechts) zu sehen.
Ende Mai. Winter auf Rückzug.
Zunächst folgen wir dem Wanderweg in Richtung Balkenscharte, bzw. Hochvogel. Zweigen dann aber im Schrofengelände nach links ab und machen uns auf die Suche nach der richtigen Schicht im Blätterteig.
Erstaunlicherweise finden wir diese (Rinne) auch direkt auf Anhieb. Hier gäbe es durchaus Potenzial für Verhauer, da unzählige Rinnen parallel zueinander hinaufführen. Der Bohrhaken rechts im Bild machts dann aber eindeutig. Sehr hilfreich ist dabei das erste Bild auf dieser Seite zum Klettern an der Fuchskarspitze. Wesentlich besser geeignet als das Bild im Auswahlführer „Alpine Bergtouren Allgäu“, die uns auch auf diese Tour aufmerksam gemacht hat.
Und auch der Klemmblock ist nicht zu übersehen.
Wir sind begeistert. Plötzlich bizarre Felslandschaft. An der Felsnadel rechts hing oben noch Prusik mit Karabiner, die wurde also auch schonmal begangen. Fotogen in jedem Fall.
Am Ende der Rinne wird nach links zum Einstieg gequert. Bis hierher alles leichte Kraxelei in der Rinne (bis I).
Solo hatte ich die Tour bisher ausgeschlossen, da eine kurze Stelle IV- und mehrere Stellenn II und III überwunden werden müssen. Die Route ist mit Bohrhaken ausgestattet. Wenige Exen und ggf. ein paar Bandschlingen reichen daher neben der üblichen Kletterausrüstung aus. Keile oder Friends sollten nicht nötig sein.
Hoch über dem Prinz-Luitpold-Haus (rechts der Mitte).
An der „Schlüsselstelle“. Senkrechter Risskamin kurz IV- aber ebenfalls mit Bohrhaken ausgestattet.
Südlich von uns erhöht sich der formschöne und bekannte Hochvogel.
Nach wenigen, schönen Seillängen packen wir das Seil weg. Die letzten Meter zum Gipfel sind dann nicht mehr schwierig, allerdings deutlich brüchiger. Zuvor war der Fels von sehr guter Qualität.
Ausstieg rauf zum Normalweg kurz vorm Gipfelkreuz.
Südliche Fuchskarspitze (2.315m) mit Hochvogel (links) im Hintergrund.
Vom Südgipfel führt der Verbindungsgrat mit Stellen im III. Grad rüber zum Nordgipfel. Wären wir nicht auf den Bus angewiesen wären wir die Überschreitung noch angegangen. Wäre dann aber wohl zu eng mit dem letzten Bus zurück nach Hinterstein geworden. Schade…
Kurzer Schwenk 7 Jahre zurück (August 2015) an den Nordgipfel der Fuchskarspitze. Damals in der „Schwarzen Wand (V)“ unterwegs. Die Verbindung beider Gipfel hätte das ganze an diesem Tag eigentlich schön komplettiert.
Der Abstieg führt zunächst nach Süden. Auf Steinmänner achten! Dann entsprechend beim größeren Steinmann nach links runter durch eine schrofige Rinne. Die ist auch teilweise mit roten Punkten markiert.
Und auch an dem Kollegen kommt man vorbei. Man könnte abseilen, jedoch ist abklettern auch nicht schwierig und gut möglich. Eigentlich nicht schwerer als I.
Macht auch durchaus noch mal Freude.
Skisaison vorbei. Auf den schlecht profilierten Zustiegsschuhen gehen die letzten Schwünge der Saison dennoch ganz gut ;-).
Rückblick zur Fuchskarspitze. Links der Nordgipfel mit Routen wie „Schwarze Wand (V)“ und rechts der Südgipfel mit dem Westgrat (IV-) im Profil. Der zackige Verbindungsgrat dieses blätterteigförmigen Berges sticht prägnant ins Auge.
Zurück am Giebelhaus.

Tourdaten (gemäß GPS-Messung):

Distanz: 15,01 km

Höhenmeter: 1.282 m

https://www.strava.com/activities/7212478689

Fazit:

Umständliche Anreise ins Tal mit spät startenden Bussen (je nach Jahreszeit). Dann aber eine sehr lohnende Tour, die landschaftlich sehr reizvoll und abwechslungsreich ist. Die Felsszenerie am Westgrat macht etwas her. Die Kletterei macht Spaß und viel Material muss man auch nicht mitschleppen. Zudem ist es hier wohl auch in der Hauptsaison verhältnismäßig ruhig (was nicht für den Zu- und Abstieg gilt, wenn die Hütte geöffnet hat). Wer Zeit hat sollte länger im Gebiet verbleiben, sich ggf. Gedanken über die Überschreitung machen oder zumindest noch am Nordgipfel klettern. Bei Übernachtung auf dem Prinz-Luitpold-Haus kann man abends auf der Terrasse wunderschöne Sonnenuntergänge genießen. Ein schönes Stück Allgäu!

Ein Kommentar zu „27.05.2022 – Fuchskarspitze Westgrat (IV-)

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