Ein „ganzes“ Wochenende bei stabilem Wetter. Das gab es diesen Sommer gefühlt nur selten. Und obwohl ich diesen Juli 3 Wochen lang (erst beim Lehrgang zum Trainer B Hochtouren in Chamonix und anschließend bei weiteren Touren mit Bergpartner in den Westalpen) wenig Glück mit Wetter und Verhältnissen hatte würden eigentlich noch ein paar Berichte ausstehen. Aber zu dieser Tour sind die Erinnerungen noch ganz frisch.
Es mag nach Klagen auf hohem Niveau klingen: Ein paar Tage vorher zeichnete sich ab, dass die ursprünglichen Pläne mit Freundin am Wochenende wegfallen würden. Gleichzeitig stabiles Wetter in den Alpen. Bevor ich alleine zuhause rumhänge muss ich das eigentlich nutzen. Lust auf die Fahrt ins Allgäu habe ich trotzdem irgendwie nicht. Auch wenn ich das Allgäu gerne als meine Hausberge in zweiter Reihe bezeichne. 600km sind es trotzdem jedes Mal mindestens. Pro Strecke… Das passt auch wenig dazu, dass ich wenige Wochen zuvor in Chamonix noch ins Jammern kam, dass wir mit unserem Verhalten das Zerbröseln vieler Hochtouren noch weiter beschleunigen, während ich Zeuge davon werde, dass etliche Touren bereits das zeitliche gesegnet haben und es an allen Ecken und Enden munter vor sich hin poltert, weil der Permafrost das Kartenhaus zusammenbrechen lässt. Hört sich dramatisch an und daheim sind solche Gedanken relativ schnell wieder vergessen.
Nun aber zur eigentlichen Tour. Kurzfristig ergab sich, dass Sven sich anschließen mag. Das verkürzt die Anfahrt zeitlich zumindest gefühlt schon mal um einiges. Und da wir zeitnah sowieso noch eine Woche im Wallis geplant haben auch vernünftig um sich als Seilschaft schon mal einzugehen.
Am Freitagabend im Lechtal angekommen übernachten wir diskret neben dem Auto ein paar Fahrminuten vor dem eigentlichen Ausgangspunkt in Holzgau.
Am langen Grat wurden von ihm wohl einige wenige Standplätze und ganz vereinzelt Zwischenhaken gebohrt. Aber da gingen die Meinungen wohl auseinander. Ich bin immer beeindruckt, dass es einerseits Menschen gibt, die die Mühe auf sich nehmen und Material zum Einbohren mit raufnehmen (obwohl sie selbst das aufgrund des eigenen persönlichen Könnens eigentlich gar nicht bräuchten) und das es andererseits Menschen gibt, die sich dann die Mühe machen diese wieder zu entfernen. Bei uns in NRW schaut das etwas anders aus. Da wurden die Haken in der Vergangenheit wohl immer nur dann entfernt, wenn vermeintliche Naturschützer den Kletterern ein weiteres Stück Felsheimat weggenommen hatten. Meine Heimatfelsen (Bruchhauser Steine) wurden auch in der aktuellen Berg und Steigen im Artikel zu den frischen Sperrungen im Battert hochgeworfen. Im Vergleich dazu kommt mir das was am Krottenspitzgrat passiert relativ absurd vor, auch wenn ich die Motivationen beider Seiten verstehe.
In Summe durften wir heute auf 6 Gipfeln stehen. Die lange Anfahrt vom Vortag ist vergessen. Die Zweifel, ob sich der Aufwand lohnt wieder einmal widerlegt. Der Gedanke, ob ich mich nicht doch mal dauerhaft im Süden niederlassen sollte hingegen nicht. Ganz im Gegenteil. Wie sehr sind all diejenigen zu beneiden, die Traumtage wie diese ganz ohne Anfahrtsstress genießen können. Wer weiß was die Zukunft bringt…
Erstaunt bin ich jedenfalls davon, dass wir auf der Tour selbst niemanden getroffen haben (trotz Samstag und Schönwetter) und erst am Krottenkopf einigen Wanderern begegnet sind. Und das obwohl die Tour am Nordgrat sogar ein Pause-Klassiker ist. Irgendwie wirkt auch das Lechtal viel harmonischer und ruhiger als wenn man von Oberstdorf her kommt. Dort trifft man auf mehr Touristentrubel und die Parkautomaten hätten sicherlich auch gieriger zugelangt. In Summe ist die Tour sehr abwechslungsreich und das Publikum, für welches sie in Frage kommt wohl doch recht überschaubar. Für alldiejenigen, die sich im III. Grad seilfrei wohlfühlen sicherlich eine Traumtour, beid er man selbst je nach Belieben entscheiden kann, wie viele Gipfel man mitnehmen möchte. Wer besonders fit ist könnte auch noch darüber nachdenken Hermannskarspitze- und turm, sowie Marchspitze dranzuhängen. Möglichkeiten gibt es genügend.
Nachdem der Nordgrat nun von meiner Wunschliste in die Ecke sehr schöner Erinnerungen verschoben wurde ist der Krottenspitzgrat nachgerückt.
Ein Kommentar zu „12.08.2023 – Muttlerkopf, Öfnerspitze, Krottenspitze, Hornbachspitze (III), Großer Krottenkopf Nordgrat (III), Jöchlespitze“