27.03.2022 – Skitour Madrisahorn und Rotbühelspitze

Eine Stunde später als am Vortag ging es um 6 Uhr in Gargellen direkt neben der Talabfahrt los (Parkgebühr 3 €). Über Nacht wurden die Uhren eine Stunde vorgestellt. Dementsprechend wurde es auch eine Stunde später hell und der Schnee eine Stunde später weich. Die Madrisa Rundtour ist ein bekannter Skitourenklassiker, der meist mit Liftunterstützung in den beiden Skigebieten (Gargellen in Österreich und Klosters in der Schweiz) in verschiedenen Abwandlungen gemacht.

Ich selbst wollte denn Skigebieten möglichst entgehen. Morgens laufen die Lifte sowieso noch nicht. Zunächst geht es also flach ins Tal rein, vorbei an der Madrisahütte ins Valzifenztal.

Nach der Hütte geht es rechts weiter die Piste hinauf und steilt auf. Ich bin der präparierten Piste dankbar, da ich mir so die Harscheisen im Gelände sparen kann.
An der Gargeller Madrisa geht die Sonne bereits auf. Das eigentliche Madrisahorn liegt noch dahinter.
Der Blick weiter ins Valzifenztal hinein offenbart die Rotbühelspitze. Schwebt mir ebenfalls für diesen Tag vor.
Auf etwa 2.000m Höhe verlasse ich die Piste und steige weiter auf in Richtung Gafier Joch. Die ersten Sonnenstrahlen wärmen den Rücken.
Die Schneelage erinnert stark an die Juni-Skitouren 2021! Dazu die Färbung des Schnees durch den Saharastaub und sonnenseitig zunehmende Ausaperung der Felsen.
Angekommen am Gafier Joch auf 2.408 m. Leider wieder im Schatten, allerdings mit Blick auf die beiden imposanten Gipfelziele des Vortages. Links Drusenfluh und Drei Türme und rechts Sulzfluh. Dazwischen das Drusator.
Am Großen Turm scheint noch kein Betrieb zu sein. Kaum zu glauben, dass vom Gipfel her bis ins Tal durchgehend mit Ski abgefahren werden kann (auf der gegenüberliegenden Nordseite) bei einem so schroffen Felsmassiv.
Gleiches gilt für die Sulzfluh, die ich am Vortag über den Rachen und den Gemschtobel sogar überschreiten konnte (mit jeweils einer kurzen und steilen Tragepassage).
Nachdem mir die vielen hundert Höhenmetern mit Harscheisen am Vortag mächtig auf den Keks gingen versuche ich heute so weit wie möglich ohne klar zu kommen. Bis kurz vor der letzten Querung zum Madrisajoch gelingt mir das auch. Dann ist die Querung aber doch arg vereist und steil. Ein Ausrutscher würde sicher mehr als hundert Höhenmeter weiter unten enden. Muss nicht sein.
Am Madrisajoch auf 2.609 m. Ursprünglicher Plan war durch das Gandatal nach Osten hin abzufahren, nachdem ich auf dem Madrisahorn war. Schön schauts aus.
Nach 70 Höhenmetern abrutschen (Schwünge spare ich mir bei der grausamen Schneeoberfläche) steht aber auch fix fest, dass ich keine Lust habe hier wieder aufsteigen zu müssen.
Beim erneuten Auffellen kamen die Harscheisen direkt drunter. Der abgerutschte und durchgenudelte Nordhang hätte einen anderen Zustieg auch überhaupt nicht zugelassen. Mit Harscheisen geht es dann allerdings ganz gut in zahlreichen Kehren den Hang hinauf. Etwas unterhalb vom Gipfel nutze ich das vorbildlich ausgebuddelte Plateau als Skidepot und gehe die letzten Meter zu Fuß. Mit Ski gewiss keine Freude.
Rückblick in den Nordhang. In etwa Bildmitte liegt das Gafierjoch (Zustieg von rechts kommend). Das Madrisajoch liegt weiter rechts im Bild. Bei gutem Schnee (den hats hier nordseitig vermutlich sehr oft) gewiss ein Traumhang mit perfektem Gefälle.
Aber wer braucht schon gute Abfahrten… Die sind das Sahnehäubchen an solchen Tagen. Eine ausgiebige Gipfelrast am einsamen Gipfel mit eindruckssvollem Rundumpanorama -> Mehr braucht es nicht zum glücklich sein.
Blick nach Osten. Mittig liegt der Hohe Riffler, wenn ich mich nicht täusche. Vorne schaut man auf das Valzifenztal mit dem Aufstieg zur Rotbühelspitze. Rechts schaut das Große Seehorn markant hervor und markiert die Silvretta. Unterhalb der Bildmitte befindet sich das Schlappiner Joch, welches als Übergang von Klosters (Schweiz) ins Valzifenztal genutzt werden kann.
Silvretta glänzt vor sich hin.
Silvrettahorn und Piz Buin? Da bin ich mir nicht sicher.
Flüelapass mit Flüela Schwarzhorn. Vergangenen Juni (!) bei gefühlt ähnlichen Schneeverhältnissen als Sommerskitour gegangen.
Da strahlt das Herz in die Ferne! Die Berninagruppe mit Piz Cambrena links (ebenfalls vergangenen Juni vom Berninapass als Skitourüberschreitung gemacht), den markanten Pfeilern am Piz Palü und weiter über Piz Argient und Piz Zupo zur Marco É Rosa Hütte.
Und etwas weiter rechts schlängelt sich der bekannteste Firngrat der Alpen hinauf zum Piz Bernina. Erinnerungen an einen schönen Hochtourensommer werden wach.
Und auch noch mal der Blick auf Drusenfluh, Drei Türme und Sulzfluh. Mittig eingerahmt über dem Drusator liegt der Gipfel der Zimba. Die Überschreitung (Sommertour) brennt mir auch noch unter den Fingern.
Schesaplana mit Blick auf die Aufstiegsroute vom Lüner See (rechts außerhalb des Bildes). Ging vor einigen Jahren nach schneereichem Winter auch im Juni noch als Skitour und war damals eine meiner Abschlusstouren.
Der Gipfel liegt auf der Grenze zur Schweiz. Direkt unterhalb liegt das Skigebiet von Klosters mit einem der seltenen Kurvenschlepper.
Die Abfahrt vom Gipfel nach Norden ging besser als erwartet. Vielleicht gewöhnt man sich irgendwann auch einfach an die eisigen und verharschten Verhältnisse. Ich disponiere allerdings etwas um. Steige nach dem Nordhang noch mal kurz in westliche Richtung auf und rutsche von dort südseitig ins Skigebiet ab. An sich wollte ich die Skigebiete ja möglichst umgehen aber da die Schneeoberfläche bisher noch nicht genügend angetaut hat nehme ich auch gerne ein paar Meter präparierte Piste mit.
Dadurch wird der Gipfel vom Madrisahorn einmal komplett entgegen des Uhrzeigersinns umrundet. Über kupiertes Gelände quere ich irgendwann von der Piste weg in Richtung Schlappiner Joch. Südseitig wird der Schnee jetzt auch sulzig. Endlich fließt der Schweiß. So gehört sich das für Frühlingstouren.
Angenehm einer der vielen Spuren folgend zum Joch.
Und von dort wieder runter ins Valzifenztal. Abfahrt leider nordseitig. Ein Jammer. Also wieder bockharte Eisabfahrt.
Nach Querung unterhalb von zahlreichen Nassschneelawinenkegeln felle ich auf 1900 m erneut auf. Zur Mittagszeit befinden sich noch zahlreiche Tourengeher im Aufstieg zur Rotbühelspitze. Kann ich auch nicht liegen lassen.
Ein weites Tal schlängelt sich hinauf. Landschaftlich gefällt mir das sehr gut. Der Aufstieg geht ohne Steighilfen sehr angenehm und zügig.
Und nach weiteren knapp 1.000 Höhenmetern Aufstieg stehe ich am Gipfel der Rotbühelspitze und darf zurückblick auf das zuvor umrundete Madrisahorn. Aufgestiegen wurde morgens ganz rechts im Bild (neben der Gargeller Madrisa). DAs Madrisajoch befindet sich in Bildmitte und das Madrisahorn dementsprechend links davon.

Dadurch, dass der Schnee teilweise etwas aufgeweicht war ging es für mich gerade so ohne Harscheisen hinauf. Die konnte ich nach dem Vortag und dem Anstieg zum Madrisahorn an diesem Tag inzwischen nicht mehr sehen… ;-). Am Gipfel war ein weiterer Tourengeher jedenfalls beeindruckt, dass ich ohne Harscheisen raufgekommen war. Meine Erkenntnis an diesem Wochenende ist, dass man in dem Fall die vorhandene Aufstiegsspur meiden sollte. Die wurde meist bei besseren Verhältnissen angelegt, als der Schnee noch griffig war, und ist dementsprechend bei eisigen Verhältnissen zu steil, um ohne Harscheisen raufzukommen. Also besser selbst etwas flacher ansteigen und die rauen Schneeoberflächen nutzen. Dann geht es mit etwas mehr Kehren auch ohne Harscheisen wesentlich weniger nervraubend.

Und ebenfalls ein toller Gipfel, den ich anschließend einige Zeit alleine genießen darf.
Die Silvretta ist etwas näher gerückt.
Gross Sehorn sticht hervor. Die Litzner-Seehorn-Überschreitung rückt auf meiner Wunschliste direkt noch mal nach oben.
Gegend rund um Piz Linard.
Die Rote Wand im Lechquellgebiet wirkt gar nicht so rot.
Vor genau 2 Wochen war ich auf der Holzgauer Wetterspitze im Lechtal und dort ebenfalls begeistert vom Panorama (welches an dem klaren Tag bspw. auch bis zum Ortler reichte. Nicht so einfach zu finden konnte ich die Spitze dann aber dank des markanten Schneefelds doch noch ausmachen.
Belohnung zum Tagesausklang. Lange Abfahrt bis runter nach Gargellen. Zunächst steil und gewohnt eisig.
Danach halte ich mich auf der sonnenzugewandten Seite. Herrlich kupiertes Gelände. Bis hier nach Neuschnee alles zerfahren ist müssen einige Tourengeher aufgelaufen sein. Und endlich: Firn! Somit auch die mit Abstand beste Abfahrt an diesem Wochenende. Dann noch gemütlich flach durchs Tal raus und rauf auf die Talabfahrt von Gargellen bei der Madrisahütte.
Und gemütlich mit den Ski bis direkt vors Auto.
13 Grad in Gargellen, ein paar Meter weiter unten im Tal dann schon +21°c. Definitiv Frühlingsski!

Tourdaten (gemäß GPS-Messung):

Distanz: 29,57 km

Höhenmeter: 2.603 m

https://www.strava.com/activities/6892626272

Fazit:

So richtig hohe Erwartungen an diese Tour hatte ich eigentlich nicht, zumal sie den Skigebieten recht nahe kommt und man den Kontakt mit ihnen nicht vermeiden kann. Tatsächlich entwickelte sich die Tour zunehmend zu einem richtig schönen Tag. Alleine sein am Madrisahorn bei angenehmen Temperaturen, fast windstill. Dazu funkelnde Berge in der Silvretta, die imposanten Rätikonfelsen rund um Sulzfluh und Drusenfluh, die den vorherigen Tag noch einmal Revue passieren lassen konnten und schließlich der Blick bis in die Bernina mit sehr vielen schönen Erinnerungen. Herrlich!

Landschaftlich hat mir das Valzifenztal rauf zur Rotbühelspitze sehr gut gefallen. Das kupierte und weitläufige Gelände und der zum Ende hin aufsteilende und kurzzeitig eingekesselte Aufstieg waren eine lohnende Zugabe. Das Sähnehäubchen gabs dann noch mit ein paar Metern weichem Firn runter auf der langen Abfahrt zum Auto.

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