05.03.2022 – Skitour Kleinwalsertal 3.000er

Seit einiger Zeit gab es im Alpenraum quasi nur ein Wetter: Strahlenden Sonnenschein. Tag für Tag. Auch temperaturmäßig war die Wetterlage äußerst konstant. Nachts zudem zuverlässig frostig und tagsüber noch nicht übermäßig warm bei sehr trockener Luft. Die Lawinenwarnstufe in Bayern war somit auch auf Stufe 1 (gering) gefallen. Gültig für alle Höhenstufen und Expositionen und das auch ganztags (tageszeitliche Erwärmung war ebenfalls noch kein Problem).

Somit habe ich spontan entschieden, dass auch eine längere Skitour alleine gut vertretbar ist. Im Kleinwalsertal war ich zu jeder Jahreszeit schon einige Male. Zuletzt im Januar mit Langlaufski im Tal. Es war quasi unvermeidbar, dass ich bei einer längeren Tour einige Gipfel mitnehme, die ich schon mal besucht habe, macht aber nichts, da ich probiert habe eine möglichst abwechslungsreiche Rundtour zu machen, bei der ich nie dort abfahren muss, wo ich schon aufgestiegen bin.

Im hintersten Eck des Kleinwalsertals liegt Baad auf etwa 1.200m Höhe. Das Eck ist ein Schneeloch. Hier verfängt sich viel Niederschlag aus Nordwest und die Schneefallgrenze sinkt oft deutlich besser ab (Niederschlagsabkühlung), als das bspw. in offenen Tälern wie dem Tannheimer Tal der Fall ist.

Wichtiger Hinweis für all diejenigen, die im Fahrzeug übernachten möchten: Schon bei der Einfahrt ins Kleinwalsertal wird man mit blinkenden Schildern darauf hingewiesen, dass Wildcamping verboten ist. Der Campingplatz direkt bei Baad in der Nähe ist im Winter geschlossen. Als ich morgens gegen 5 Uhr am Parkplatz ankomme steht auch wirklich niemand dort. So wie ich die Gegend rund ums Allgäu kenne darf man sich sonst auch auf Bußgelder gefasst machen. Parken ist dort allerdings auch 24h täglich erlaubt. Mit 8 € für einen Tag ist der Parkscheinautomat (wie gewohnt) recht gierig in dieser Ecke.

Die Skier werden direkt am Parkplatz angeschnallt. Am besten nur kurz die Loipe queren und dann über die (hintere) Brücke und direkt dahinter rechts in den Wald hinein. Der Wald öffnet sich nach einigen Metern wieder und die Aufstiegsspur zur Güntlespitze verläuft anfangs noch parallel zur schwarzen Loipe.
Auf dem Weg zur Güntlespitze hat man 2 Möglichkeiten. Ich habe mich diesmal für das linke Tal entschieden. Die andere Variante verläuft rechts durchs Tal. Man quert quasi permanent links des Tales hinauf bis zur Güntlespitze, die man hier bereits rechts mittig erkennen kann.
Timing ist alles. Etwas unter dem ersten Gipfel strahlt die Sonne durch das Karlstor zwischen großem und kleinem Widderstein hindurch.
Die letzten Meter zum Gipfel gehe ich zu Fuß. Ein Gipfelkreuz hat es auf dem wohl meistbesuchten Skitourenziel rund um Baad nicht. Stattdessen steht ein Wegweiser am Gipfel. Die alternative Aufstiegsvariante käme von der anderen Seite her rauf (wäre dann die „sauberere“ Überschreitung.
Rückblick zur Aufstiegsvariante (rechte Flanke). Der große Widderstein thront recht imposant.
Kurz nach Westen und dann nach Norden hinab in Richtung Hornbergalpe. Nordseitig bleibt der Schnee hier recht lange pulvrig. Wir sind das Tal auch schon mal komplett raus bis nach Au/Schoppernau gefahren und von dort mit dem Bus rauf zum Hochtannbergpass um anschließend über die Höferspitze zurück nach Baad abzufahren. Auch eine schöne Runde! In diesem Fall sieht man aber schon die nächsten Ziele in der Bildmitte. Zunächst der Falzer Kopf über das Neuhornbachhaus (Bildmitte).
Das Neuhornbachhaus im Zoom. Liegt nahe am Skigebiet Diedamskopf und könnte bei dieser Rundtour auch zur Übernachtung genutzt werden unterhalb vom Falzer Kopf.
Nach der recht pulvrigen Abfahrt fährt man bis ganz in die Talsenke hinab. Anschließend folgt ein kurzer Gegenanstieg, den man am besten läuft. Ich hatte blöderweise aufgefellt, weil ich dachte ich könnte schon dort zum Neuhornbachhaus aufsteigen. Nach dem Überqueren der umgestürzten Bäume kann man aber noch einige Meter über einen schmalen Forstweg abfahren, bevor man auf die Rodelbahn vom Neuhornbachhaus kommend auf rechter Seite trifft.
Forstweg folgend weiter das Tal raus (besser ohne Felle, zieht sich dann doch länger als man denkt ;-)).
Über die präparierte Rodelbahn gewinnt man schnell wieder an Höhe. Im Hintergrund rückt die Güntlespitze allmählich wieder in die Ferne.
Nach dem südseitigen Anstieg landet man oberhalb vom Neuhornbachhaus auf dem Falzer Kopf. Kein sonderlich imposanter Gipfel, jedoch mit schönem Rundumblick auf die weiteren Ziele. Links der Hählekopf, daneben der Ifen und rechts geht es weiter mit Steinmandl und Kreuzmandl.
Hoher Ifen.
Am Gipfel treffe ich die ersten Menschen heute. 2 Skitourengeher vom Neuhornbachhaus berichten von besonders pulvrigen Abfahrten am Kreuzmandl (rechts im Bild). Der war gar nicht geplant. Nachdem aber die Abfahrt vom Falzer Kopf nach Norden hinab das Grinsen entfacht wird diese ebenfalls noch fix mitgenommen.
Nach nur 200hm Aufstieg steht man am Kreuzmandl (Höhenunterschiede wie daheim im Sauerland quasi). Die Einfahrt in den Hang schaut jedenfalls vielversprechend aus.
Und sie hält was sie verspricht. Freudestrahlend wird in diesen Momenten wieder bewusst, warum jeder so scharf auf unverspurten Pulverschnee ist.
Nach Gipfel Nr. 3 geht es weiter zu Gipfel Nr. 4. Der Hählekopf ist immer gut besucht und auch bei Anfängern sehr beliebt.
Dementsprechend sitze auch ich bereits zum 3. Mal mit Ski am Gipfel und blicke auf die bekannte Abfahrt die in Bildmitte in den Wald hineinführt und dort markiert ist.
Den Ifen von Süden hätte man an diesem Tag auch noch mitnehmen können. Dann geht es über diese Rampe (von Süden kommend) rauf. Alternativ kommt man von Norden übers Skigebiet durch einen Durchschlupf (dann aber in der Regel mit Steigeisen und Ski am Rücken).
Die Berge der guten Hoffnung. Beim Anblick an die markante Trettachspitze erinnere ich mich gerne an die schöne Kraxelei bei der Überschreitung. Meine schönste Felstour im Allgäu, die meist seilfrei begangen wird. Rechts daneben müssen sich Hochfrottspitze und Mädelegabel als ebenfalls sehr schöne Kletterei im leichten Fels als Überschreitung nicht verstecken.
Blick zurück. Auf der Güntlespitze (rechts von der Bildmitte) ging es morgens los. Der Falzer Kopf liegt rechts etwas außerhalb vom Bild. Die pulvrige Nordabfahrt am Kreuzmandl liegt mittig und links davon schließt der Gebirgszug an Steinmandl und Grünhorn (folgen noch) an.
Runter ins Schwarzwassertal, zunächst über weite, offene, recht flache Hänge, anschließend durch dichter werdenden Wald.
Schlussendlich spuckt der Wald einen dann wieder unten im Talboden (Melköde) raus. Die Abfahrt südseitig vom Ifen ist leider nur durch eine Umfahrung der Wildruhezone in Bildmitte machbar. Würde sich sonst sehr anbieten.
Während die Schneelage in vielen Alpenregionen heuer eher mager ausschaut scheint es hier im Kleinwalsertal nicht an Schnee zu fehlen.
Theoretisch kann man die (bis hierher schon sehr schöne Runde) nun auch ausklingen lassen und das Tal hinausfahren bis zur Talstation am Ifen. Dann mit dem Bus zurück nach Baad. Alternativ gehts wieder rauf zur Schwarzwasserhütte über den präparierten und gut besuchten Weg.
Schwarzwasserhütte mit Grünhorn (links) und Steinmandl (rechts). Zunächst gehts aufs Steinmandl rauf. Auch diesen Gipfel könnte man liegen lassen, wenn man die Tour etwas abkürzen möchte.
Die Spuren sind schon älter. Die Gämsen sind hier ungestört unterwegs.
Inzwischen wird es schon wärmer. Auf dem Weg zum Steinmandl. Man steigt am besten rechts entlang des Rückens auf. Abfahren kann man dann auch am linken Rand nordseitig.
An Gipfel Nr. 5 (Steinmandl) sitzend lässt sich die Abfahrt von Gipfel Nr. 1 (Güntlespitze) sehr gut überblicken.
Und auch Kreuzmandl (links) und Falzer Kopf (mittig) sind wieder sichtbar. Rechts ist das Skigebiet am Diedamskopf zu sehen.
Direkt hinter dem Grünhorn ragt auch der Große Widderstein wieder hervor.
Nach der Abfahrt bis kurz vor die Schwarzwasserhütte zurück geht es schattig nordseitig wieder rauf in Richtung Grünhorn. Kurz vor der Scharte steilt es kurz auf.
Nachmittag am Grünhorn. Inzwischen ist es wieder so spät, dass auch dieser Modegipfel nur noch von mir besiedelt wird.

Danach folgt die Abfahrt nach Südosten. Mit Abstand am stärksten zerfahren und kein wirklicher Abfahrtsgenuss mehr. Weiter unten taucht man in etwas dichteren Wald ab. Es wird schattig, der zerfahrene Schnee zieht an. Zeit ans Auto zurückzukehren.

Und dabei schon mal einen Blick auf den von hier sehr steil wirkenden Aufstieg zum Karlstor (zwischen kleinem und großem Widderstein) werfen. Eines der Ziele für den darauffolgenden Tag.

Fazit:

Eine sehr schöne und abwechslungsreiche Rundtour mit bis zu 6 Gipfeln. Dabei muss man quasi nie entlang der vorherigen Aufstiegsroute abfahren und nimmt daher viele Eindrücke mit und lernt das vielfältige Gebiet sehr gut kennen. Am Ende des Tages standen bei mir 3.368 Höhenmeter auf der Uhr. Da diese Rundtour somit außergewöhnlich konditionsstarken Skitourengehern vorbehalten wäre noch einmal der Hinweis darauf, dass man einige Gipfel unterwegs auch einfach liegen lassen könnte und somit trotzdem zu einer sehr lohnenden Rundtour kommt (bspw. nur Güntlespitze, Falzer Kopf und Grünhorn als Gipfel mitnehmen). Zudem könnte man auch am Neuhornbachhaus oder auf der Schwarzwasserhütte übernachten oder eben das Schwarzwassertal rausfahren und mit dem Bus durchs Kleinwalsertal zurück nach Baad pendeln. Die Anstiege und Abfahrten sind dabei übrigens meist nicht sonderlich anspruchsvoll. Steigeisen und Eispickel bspw. braucht man auf dieser Tour nicht.

Übersicht über die gesamte Rundtour. Schnell wird klar welche Abkürzungsmöglichkeiten sich hier ergeben würden.

Tourdaten (gemäß GPS-Messung):

Distanz: 33,74km

Höhenmeter: 3.368hm

https://www.strava.com/activities/6777111256

2 Kommentare zu „05.03.2022 – Skitour Kleinwalsertal 3.000er

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